F. von Pechlin                        Sturm und Thränen

 

Die Sonne ist von dichtem Grau verschlungen,

Von Norden zieht es schneidend durch die Glieder,

Dem Hain verstummen seine Frühlingslieder

Und alle Freudenlaute sind verklungen.

 

Da hat ein Sturm sich plötzlich aufgeschwungen,

Er packt den Dunst, laut tönet sein Gefieder,

Vom Himmel reißt er Wolkenstücke nieder,

Ein warmer Regen ist ihm abgerungen.

 

O Seele, grau von Mißmuth überzogen,

Von Herzenskälte eisig angeflogen:

Wenn Stürme deine düstren Nebel wälzen,

 

Wenn weiche Sonnenstrahlen sie durchbrechen,

Dann mag von milden, warmen Thränenbächen

Der starre Frost in deinem Innern schmelzen.